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Sodbrennen

Es stößt mir sauer auf ...

... diese oder ähnliche Ausdrücke hören wir von unseren Patienten häufig. Meist ist damit das Sodbrennen bezeichnet. Dies ist eine Erkrankung, die den Betroffenen nicht nur banales Unbehagen bereitet, sondern äußerst schmerzhaft ist. Von diesem Leiden sind etwa 11% der deutschen Bevölkerung (Tendenz steigend) betroffen.

Sodbrennen - wie kommt es dazu?

Die aufgenommene Nahrung gelangt über die Speiseröhre in den Magen. Hier wird sie mit Salzsäure versetzt, die für die Verdauung notwendig ist. Die Magensäure tötet dabei mit der Nahrung aufgenommene Bakterien ab und aktiviert Verdauungsfermente.

Zum Schutz gegen saure Verätzungen sind die Magenwände von einer Schleimhaut umgeben.

Sodbrennen bezeichnet den Rückfluss (Reflux) des Magensaftes bzw. des Mageninhaltes in die Speiseröhre bis in den Rachenraum. In diesen Bereichen existiert aber eine völlig andere Gewebestruktur als im Magen.

Durch das Fehlen der schützenden Schleimhaut kann es zu unangenehmen brennenden Schmerzen kommen, die auf leichte bis schwere Verätzungen hin deuten. Bei vielen Patienten treten diese Beschwerden nachts auf. Das flache Liegen begünstigt den Rückfluss des Magensaftes.

Auch eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylorii kann eine mögliche Ursache sein. Hier hilft nur eine spezielle Antibiotikatherapie.

Die Ursachen für dieses Leiden sind vielfältig. Zum einen liegt es an organischen Grunderkrankungen (oberer Magenverschluß undicht), zum anderen ist sie auf bestimmte Lebensumstände (z. B. Stress) zurückzuführen. Auch bestimmte Nahrungsmittel können zu Sodbrennen führen (z. B. kohlensäurehaltige Getränke, junger Wein, Kaffee, Stollen).

Sodbrennen - was ist zu beachten?

Bei fortgeschrittener Schwangerschaft, aber auch bei Übergewicht erhöht sich der Druck auf den Magen. Die Folge davon ist der Austritt des Magensaftes in die Speiseröhre.

Sodbrennen ist einer der häufigsten Beschwerden im Verdauungstrakt. In leichten Fällen es gut behandelbar. Kommt es aber zu immer wiederkehrenden Schmerzzuständen sollte in jeden Fall ein Arzt besucht werden.

Lästige Halsentzündungen, Schluckstörungen, morgendliche Heiserkeit, ja sogar chronischer Husten und Bronchitis können als mögliche Spätfolgen auftreten.

Aber ebenso ein Magengeschwür (Ulkus) äußert sich häufig durch Sodbrennen. Auch heute gilt noch der Spruch von einst. Ohne Säure kein Ulkus.

Tipps zum Umgang

Nach besonders üppigen Mahlzeiten verbleiben die fettigen Nahrungsbestandteile lange im Magen. Auch hier ist mit einem Rückfluss zu rechnen.

  • Genussmittel wie Kaffee, Alkohol und Nikotin, aber auch scharf gebratene Speisen meiden, die die Säureproduktion im Magen anregen.
  • Viele reagieren auch in der Vorweihnachtszeit auf Stollen oder ähnliches Gebäck mit Sodbrennen. Hier kann, wenn nötig, vorbeugend ein säurebindendes Medikament eingesetzt werden, etwa 1,5 bis 2 Stunden nach dem Essen.
  • Verschiedene Arzneimittel wie Antirheumatika, aber auch schmerz- und fiebersenkende Mittel können sich nachteilig auswirken. Diese Mittel sollten deshalb immer zu oder nach der Mahlzeit eingenommen werden.
  • Das Kopfende des Bettes hochstellen, vermindert den Säurerückfluss in die Speiseröhre.
  • Auch einengende Kleidungsstücke können Druck auf den Oberbauch ausüben und fördern dadurch den Rückfluss der Magensäure.

Sodbrennen - Hilfe aus der Apotheke

1. Der Feuerlöscher: „Säurebinder“

Die Apotheke verfügt über eine Vielzahl von Arzneimitteln mit einem optimal magensäure- abpuffernden Effekt. Dazu werden Verbindungen aus Aluminium- und Magnesium-Hydroxiden, aus Carbonaten und Silikaten oder moderne Schichtgitterstoffe (z. B. Hydrotalcit und Magaldrat) eingesetzt.

Sie neutralisieren überschüssige Magensäure ohne den sauren Magensaft zu alkalisieren. Diese Mittel werden ca. 1½ - 2 Stunden nach der Mahlzeit eingenommen. Es gibt sie als Kautabletten oder flüssig.

In manchen Fällen (z. B. Schwangerschaft) ist eine Kombination mit Alginaten sinnvoll. Damit wird der obere Magenverschluss besser abgedichtet.

Die einstmals häufig angewanden Hydrogencarbonatverbindungen (Natron) sind wegen ihrer Nebenwirkungen (z. B. starke Gasbildung) nicht für den Dauergebrauch geeignet.

Hinweis:

Bei gleichzeitiger Einnahme von Antibiotika und Eisenpräparaten mit säurebindenden Mitteln kann es zu Wechselwirkungen bei der Resorption kommen.

2. Säureblocker

H2-Blocker

Die sogenannten H2-Blocker stehen in niedrigen Dosen freiverkäuflich zur Selbstmedikation zur Verfügung.

Histamin ist ein Hormon, das u. a. in den entsprechenden Zellen (H2-Rezeptoren) die Säureproduktion stimuliert. Durch Gabe dieser Medikamente wird weniger Säure gebildet. Der Effekt hält bis zu 12 Stunden an.

Diese Arzneimittel werden immer zur Nachtruhe oder 30 min vor der Mahlzeit eingenommen.

Sie sollten nur zur kurzzeitigen Selbstbehandlung eingesetzt werden. Kommt es zu keiner Verbesserung der Beschwerden ist ein Arztbesuch anzuraten.

Protonenpumpen-Blocker

Die stärkste Unterdrückung der Säureausschüttung kann durch Blockade der sog. Protonenpumpe in der Magenschleimhaut erreicht werden. Auch hier stehen niedrig dosierte Varianten zur Selbstmedikation für den kurzzeitigen Anwendung zur Verfügung.

3. Hilfe durch Pflanzen

Viele Magenbeschwerden sind durch Stress und Nervosität bedingt. Hochdosierte Melisse hilft hier beruhigend auf den Magen. Angeboten werden Melissenpräparate als alkoholfreie Tropfen oder als Kapseln (Gastrovegetalin®).

Kamillentee – wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung – wird gern unterstützend bei Magenbeschwerden mit Sodbrennen eingesetzt. Allerdings ist kein Effekt auf die Säurebildung bekannt.

Vorsicht bei allen Bitterstoff-Pflanzen, insbesondere Wermut. Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd und fördern die Ausschüttung von Magensäure. Sodbrennen wird sich dadurch eher verschlimmern.

Weitere Fragen beantworten wir Ihnen gern und halten Informationen für Sie bereit.

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